Was müssen meine müden Augen da auf ORF.on lesen? Das „Y-Chromosom könnte ,aussterben´“ und das wo ich gerade erst angefangen habe „des Pudels Kern“, also das Y-Chromosom zu verstehen. Habe ich doch erst jüngst eine äußerst interessante und nicht minder logische Theorie zum Thema zwischengeschlechtliche Kommunikation gelesen:
Y-Chromosomen kennen keine Frauen*
Nach dieser Theorie ist das Y-Chromosom, dass ja tatsächlich nur in Männerkörpern vorkommt und vom Vater zum Sohn weitergegeben wird, Träger hochkonzentrierter Männlichkeit, Erbe tausender Generationen des „starken Geschlechts“. Das Machogen verfügt über einen Erfahrungsschatz der weit über den Chromagnon Mann zurück reicht bis zu den ersten Säugetieren überhaupt aber es hat nie die Welt aus weiblichen Augen betrachtet. Zu dem wurzeln seine Erinnerungen ausschließlich auf Erfolgsgeschichten.
"Wann ist ein Mann ein Mann?"****
Hat es doch immer einen starken Selektionsdruck bestehen müssen. Nur das stärkste Männchen im Rudel kam zum Zug, nur der reiche Pasha durfte seine Haremsdamen beglücken, nur der siegesreiche Ritter ein Burgfräulein zur Frau nehmen. Und so wurde aus jeder Generation von Männern, Sieger aus einer Gruppe von Siegern ausgewählt. Klein Y ist damit quasi der Extrakt der Siegergene.
"Männer bestechen durch ihr Geld und ihre Lässigkeit"****
Mit der Einführung der Familie – erst in der Neuzeit unserer Zivilisation also – wird diese verschärfte Auslese obsolet. Jetzt hat im Prinzip jeder Mann eine Fortpflanzungschance, dabei selektiert die Frau und als Kriterium gilt Macht und Geld (als Antwort auf den Urinstinkt der Sicherung der Nachkommen). „Klein Y als letzter Hort der Männlichkeit“** hat das noch nicht kapiert. Es wähnt sich immer noch in Siegerkörpern, dabei wird es schon längst auch von „Schwachen“ zu noch Schwächeren weitergegeben…
Eine Krankheit namens Mann**
Die Folge scheint eine fortschreitende Degeneration des Männermacher-Gens zu sein. Studien besagen, das Y-Chromosom hat schon 2/3 seiner ursprünglichen Größe eingebüßt. „Verluste werden unweigerlich vom Vater auf den Sohn vererbt. […] in dem Maße, wie Y-Chromosom verfällt, schwindet Fruchtbarkeit des Trägers“**. Tatsächlich seien ¼ der Unfruchtbarkeitsfälle auf verletzte Y-Chromosomen zurückzuführen. Wissenschaftlern zu folge könnte das Y-Chromosom in 5000 Generationen, also ca. 125.000 Jahren völlig verschwinden.
Wie war das mit Darwins Theorie? Nur der Stärkste und so…. und nun ist doch das „starke Geschlecht“ vom Aussterben bedroht? Vielleicht ist das Weibchen eben doch anpassungsfähiger! Adapt or die!
Der Britische Biologe Steve Jones versteigt sich sogar zu der gewagten Aussage „was des Mannes Bedeutung für die Fortpflanzung angehe, müsse man ihn als ´Parasiten´des Weibchens einstufen“.**
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass das X-Chromosom viel älter ist als das Y-Brüderchen. Die Mutation Y-Chromosom trat „erst“ vor 320Mio. Jahren auf. Und auch die sog. „Mitochondriale Eva“ (die Frau mit der wir Frauen alle verwandt sind) wandelte laut Archeogenetik (was es alles gibt!) schon 85.000 Jahre vor Adam-Y (der Vater aller Männer) im Paradies…. Wer ist nun aus wessen Rippe???
"Männer sind so verletzlich..."****
Das Machogen neigt zum Verfall. Das Y-Chromosom ist, wie seine Träger übrigens, deutlich anfälliger als die große Schwester X. Schon als Fötus sind Jungs anfälliger, es gibt deutlich mehr männliche Fehlgeburten.
"Männer sind schon als Baby blau"****
Mädchen werden schon mit höherem Reifegrad geboren als Jungs. Gemäß einer Studie in England verursachen männliche Jugendliche auch 10 mal höhere Kosten wie Mädchen (durch Krankheit, Kriminalität etc.). Träger von doppelten Y-Chromosomen (also XYY ) wird gar eine niedrigere Intelligenz attestiert, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit straffällig und das Y sogar „Mörderchromosom“ genannt.
"Männer kriegen ´nen Herzinfarkt"****
Männer sterben früher (übrigens auch mehr Unfalltote – durch Fehleinschätzung von Risiken! - tja, beim Einparken gits wahrscheinlich selten Tote...). Laut Studien ist tatsächlich das Testosteron daran schuld, so sterben Kastraten angeblich im Durchschnitt 13 Jahre später (dafür wahrscheinlich depressiv!).
"Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich"****
Ereilt uns das selbe Schicksal wie den Dinosauriern: Frustrierte Weibchen, Artentod durch Männersiechtum?
Oder geht es (technisch) doch auch ganz ohne Männer? "Schöne neue Welt 127000 n. Chr." Ein „sapphisches Utopia“**.
Es lebe das Matriarchat! – übrigens keine Utopie, sondern gelebte Realität in der frühen Urgeschichte, auch noch in der Antike (Lesbos) und manchen Kulturen der Neuzeit (Indien, Irokesen, Tuareg etc.) wie in Naturvölkern sogar heute noch in entlegenen Winkeln unseres Erdenrunds.
"Männer sind furchtbar stark"****
Nur, wer würde dann die Spinnen töten, die Reifen wechseln und über wen würden wir dann stundenlang am Telefon mit den Freundinnen lästern??? --> Rettet das Y-Chromosom! (wer braucht Wale? – das Hemd ist mir dann doch näher als der Rock!!!!)
The Answer is SEX
Dabei stellt sich mir erstmal die Frage, warum denn dann das Ganze? Ich meine Mann, Frau. Das ganze Theater..? Die Antwort ist so einfach wie logisch: SEX what else? Klar, es macht das Leben spannend, schön, entspannend, …. Ja, Ja, Ja!!!!!
Dabei hat der „Spaß“ aber auch einen tieferen Sinn: nämlich die Vermischung des genetischen Materials, um Defekten entgegenzuwirken. Und doch ereilt das „starke Geschlecht“ eben ein solcher und das Machogen „schrumpft einer ungewissen Zukunft entgegen“**.
Spannend: In der Tierwelt sind schon konkrete Szenarien zu beobachten. So reduzieren sich bei den Anglerfischen die „Männchen“ gar schon aufs einzig Wesentliche. Die Männchen dieser Gattung bestehen tatsächlich und ausschließlich aus ihren Genitalien. Quasi ein schwimmender, bio-betriebener Vibrator!
Im Kaukasus leben Mull-Lemminge, deren Männchen bereits ohne Y-Chromosomen existieren. Leider können die Weibchen nicht befragt werden, was die Auswirkungen auf ihr Sexleben und die zwischengeschlechtliche Kommunikation sind. Aber wie clever Lemminge sind und wie sie oft enden ist ja bekannt…
* aus „Männer eine Spezies wird besichtigt“ von Dietrich Schwanitz
** Der Spiegel 38/2003 „Eine Krankheit namens Mann“ Jörg Blech/Rafaela von Bredow
****Vorschlag für Requiem: Männer von Herbert Grönemeyer genial aufbereitet auf youtube.de
Bernhard Ludwig zum Thema Mann-Frau Komminukation
Y-Chromosom auf Wikipedia