Mittwoch, 23. Juli 2008

Das Rosenverkäufer Dilemma

Warum Rosenverkäufer – an sich eine lästige Spezies – durchaus eine Existenzberechtigung haben.

Jede von uns war bestimmt schon mehr als einmal in der Situation: ein nettes Dinner oder ein Drink in einem angesagten Lokal, als das mehr oder weniger angeregte Gespräch mit dem Gegenüber – ob tatsächlich der Lebensabschnittspartner, Verehrer, akutes Objekt der Begierde oder „nur“ ein Freund oder Kollege sei dahingestellt – jäh unterbrochen wird durch die akzentuierte Frage „Wolle Rose kaufe?“.

Man – und damit meine ich ganz explizit auch Frau! – übt sich geflissentlich in Ignoranz ob der „Unterbrechung“. Alles andere wäre schlichtweg peinlich, für beide. Er denkt „erwartet sie etwa, dass ich ihr jetzt Rosen schenke?“. Sie hofft „hoffentlich glaubt er nicht, dass ich mir Rosen erwarte“ oder aber „vielleicht kauft er mir ja eine Rose… ich hab schon sooo lange keine Blumen von ihm bekommen“.

Ich persönlich liebe Blumen. Freue mich riesig, wenn ich welche bekomme, was eindeutig viel zu selten der Fall ist und ich habe in Wirklichkeit schon öfter von Kunden, Chefs und Freundinnen Blumen bekommen als von Lovern…
Die rachitischen überteuerten Rosen eines Rosenverkäufers nachts in Bars müssen es aber wirklich nicht sein. Ich empfinde es tatsächlich als Belästigung und unnötige Peinigung, wenn ich mich mit obiger Situation, viel zu oft, konfrontiert sehe.

Es müssen nicht immer Rosen sein.

Rote Rosen gelten als die Blumen der Liebe. Weiße Rosen seien angeblich Ausdruck bedingungsloser Ergebenheit. Rosen sind schön, keine Frage aber es müssen wirklich nicht immer Rosen sein.

Dennoch könnte Mann uns viel öfter mit Blumen überraschen – nicht nur in der akuten Werbephase oder aus schlechtem Gewissen, weshalb auch immer… dabei müssen es auch nicht unbedingt riesige, teure Sträuße exotischer – weitgereister (und damit umwelttechnisch bedenklicher) Botanik sein. Eine einzelne mit Bedacht Gewählte – vielleicht meine Lieblingsblume*? – oder ein selbstgepflückter Wiesenblumenstrauß, ja im Notfall auch ein im Park abgerupftes Gänseblümchen, tut es auch.

Leider kommen die Herren der Schöpfung nur all zu selten auf die Idee. Der Weg zum nächsten Floristen ist oft zu weit für ihn. In diesem Falle ist so ein Rosenverkäufer doch vielleicht gar nicht so unpraktisch. Sie machten es ihnen nur all zu leicht, hie und da charmant und lieb zu sein und unsere innersten, geheimsten Erwartungen - nein Wünsche - doch zu erfüllen…
Im Falle eines vergessenen Geburtstags oder Hochzeitstages könnte sich der mobile Florist gar als Lebens- oder zumindest Eheretter erweisen… was dann wieder die höheren Kosten für die ramponierten Stauden rechtfertigen würde, schließlich würden Eheberatung, Anwalt und Alimente weit teurer zu Buche schlagen…

Und dann wiederum, warum sollte ein Mann einer Frau überhaupt Blumen schenken? Weil diese kleine Geste uns soviel geben würde. Das ausdrücken würde wonach wir verzweifelt dürsten und wozu Männer verbal ohnehin oft nicht fähig sind.
Warum nicht Frau ihm? Weil es manchmal doch einfach schön ist Frau zu sein! Obwohl ich schon auch Blumen schenken würde, wenn ich das Gefühl hätte es freut ihn.
Wenn nur das mit den (wenn auch geheimen, oftmals unterbewussten) Erwartungen nicht wäre…

Gentlemen, ihr könntet da echt punkten… wenn ihr wolltet…
…übrigens wenn es doch die (mit Bedacht gewählten) Blumen aus dem Geschäft sein sollten, fürs Entfernen des Papiers vor der Übergabe gibt’s Extrapunkte! ;-)

meine Geburtstagsrosen,
von einem lieben Freund aus Nachbar´s Garten

Für mich soll´ Rote Rosen regnen (Nina Hagen)
I Beg Your Pardon I Never Promised You a Rose Garden (Lynne Anderson)

meine Lieblings-Filmszene hinsichtlich rote Rosen: Flasdance

* wen es interessiert: Maiglöckchen, Pfingstrosen, Orchideen