Dienstag, 20. Mai 2008

Gefallene Bengel

Was wurde aus dem Mädchenschwarm unserer Jugendzeit – als wir alle noch „gleich“ waren, die selbe vielversprechende ungewisse Zukunft hatten und unbeschwert vorrangig auf der Suche nach Spaß waren?. Als wir alle die selben Platten hörten, die selben Seifenopern glotzten, die selben Clubs frequentierten und die selben Träume hatten und eben jene, die das Glück hatten den Tick besser auszusehen als der pickelige Streber oder das gescheitelte Muttersöhnchen, mit dem Hauch Verruchtheit, Witz und Frechheit "unsere Welt" regierten. Sie hatten jede Woche eine Andere, wurden von allen angehimmelt und von den schüchternen Klassenkameraden beneidet…

Im wirklichen Leben hat das Bisschen Charme und Good Looks dann doch nicht gereicht. Die einstigen „Looser“ haben sie längst überholt. Wer nicht tatsächlich Dressman-Qualitäten hat oder andere Zusatzqualifikationen, wie Beckham, Pitt & Co. bleibt über. Heute zählt eben doch mehr Ehrgeiz, Können und Fleiss. So sind es die „Streber“, und die verschrobenen „Genies“ von einst, die nun den Porsche für jede Lebenslage (den Oldtimer zum Basteln, das schnittige Cabrio für den schnellen Kaffee am Wörthersee und den SUV für den Skiurlaub mit den Kids aus erster Ehe) vor der Türe stehen haben, die mit modelsgleichen Wesen beim Szene-Italiener Cartizze schlürfen und die alten Hadern aus High-End Boxen im Penthouse erklingen lassen. Deren cooler Job und der Erfolg machen heute einen ungleich sexieren Fuß…

Und so bleibt der Sunnyboy von einst auf der Strecke…

Der Waschbrettbauch ist einem Bierbauch gewichen, die Haare werden schütter, die Zähne gehören gemacht… Wenn dann noch echte Fehlgriffe, Enttäuschungen und gröbere Dummheiten dazu kommen, Misserfolge im Job – vielleicht sogar ein paar gravierende Fehlleistungen – heißt´s irgendwann deutlich kürzer treten, bescheidener sein, es doch billiger zu geben… sich zähmen lassen.

Der gefallene Bengel, wird dann zum super soften, genügsamen, treuen, ergebenen - "schmähstaden"- Pantoffelhelden starker Frauen, die solch einen etwas trübe gewordenen „Diamanten“ adoptieren, domestieren … in vollem Bewusstsein, keinen gar so tollen Hecht an der Angel zu haben, weil nicht so erfolgreich… dafür aber auch weniger Macho, weniger Alphatier, mehr Schoßhündchen… pflegeleichter, dankbarer. Wenn man von ein paar Macken oder Defekten absieht.

Hie und da – ganz selten noch – kommt er doch durch, der einstige „Lausbub“: ein dreckiges Lachen über schmutzige Witze, ein unverhohlener Blick in pralle Dekolletés, ein Bier zu viel am Männerabend… mit den Freunden von damals: „weißt Du noch…“

Ich bin eine starke Frau und kann und möchte mich durchaus selbst erhalten, nicht ausgehalten und dominiert werden… aber ich bin auch (noch) nicht bereit die Ausschussware zu kaufen… ich träume noch vom anschmiegsamen Alphatier, dem Macho der starke Frauen respektiert und doch die Schulter zum gelegentlichen anlehnen entgegenstreckt, einem Partner auf Augenhöhe…

Noch…

Montag, 5. Mai 2008

Nachrichten von Planet Mars

Die erste Nachricht an jemand völlig Fremden zu schreiben ist alles andere als leicht, das gebe ich zu. Daher habe ich das - in diesem Fall ganz konservativ und Weibchen - auch gerne dem „starken Geschlecht“ überlassen.

Die Anschreiben fielen dann meist auch entsprechend nichtssagend aus, was die „Auswahl“, abseits des im Idealfall freigeschaltenen Fotos, der Eckdaten im Profil und der zu vernachlässigenden „Matchingpoints“ auch entsprechend schwer macht. Darauf dann eine Antwort zu formulieren ist somit eine ebensolche Herausforderung, wenn man nicht wenigstens ein Detail findet an das man anknüpfen kann, wie Gemeinsamkeiten, herausfordernde Formulierungen im Profil oder interessante Hobbies, Lieblingsorte/musik/gegenstände (wie z.B. eine Truhe aus den Emiraten die mein reges Interesse geweckt hat!).

Auch hier wird gerne versucht mit „Mein Haus am Stadtrand“, „mein Boot“, „Mein Feigenbäumchen“, "meine Golden Retriever Dame", „mein Pool“ und „mein Kamin“… zu imponieren.

Während die meisten doch eher mit Worten geizen und man den Kandidaten auch noch im darauf folgenden Mailverkehr die sprichwörtlichen "Rosinen aus der Nase ziehen muss" , erhielt ich auch ein paar Endlosmails, die teils recht witzig und informativ gehalten waren. Manche waren aber auch nur fad und voll von Selbstmitleid (bin so einsam und verlassen, betrogen..) oder Selbstbeweihräucherung (meine Reisen, meine Erfolge, meine exotischen Hobbies..) bis hin zum utopischen Anforderungskatalog an die Traumfrau. Träum weiter! Dabei handelte es sich zuweilen auch eindeutig um unpersönliches "copy paste"-Material, womit sich mal wieder die alte Weisheit "Qualität vor Quantität" bewahrheitet..

Witzig finde ich übrigens immer gut. Informativ wäre sinnvoll um einander vorab ein bisschen kennen zu lernen. All zu viele offensichtliche Rechtschreib- und Grammatikfehler (Tippfehler passieren uns allen aber ich meine wiederholte echte Fehler mangels besserem Wissen) sind ein K.O.-Kriterium bei mir... sorry, da bin ich eigen...

Erstaunlich ist, dass die Männer hier dann doch die Schreibfreudigeren sind. Vielleicht ist der relativ kurze Antwortintervall aber auch Ausdruck des hohen Aktivitätsgrades am Online-Datingsektor? Einem meiner Favorites konnte es gar nicht schnell genug gehen, dass ich antworte. Ich bekam sogar böse Abmahnungen ich möge doch künftig rascher antworten... und dennoch hat mich das gereizt herauszufinden was dahinter steckt...

Praktisch ist der Button "Verabschieden" der mit einem Mouseklick eine dezente Abschiedsnachricht an "durchgefallene Kandidaten" verschickt. Freilich in beide Richtungen, aber das finde ich mehr als ok. Wäre das Leben nur immer so einfach und ehrlich. Ich war schon immer ein Fan von Brieflosen, die nicht wochenlang hoffen und auf die Ziehung warten lassen sondern hier und jetzt, Schwarz auf Weiß konstatieren: "leider nicht". Kurz und schmerzlos. Auf zu Neuem!

So trennt sich denn doch sehr rasch die „Spreu vom Weizen“, zumindest im virtuellen Sinne erstmal…

to be continued...


Einer meiner absoluten Lieblingsfilme: You´ve got Mail; träumen darf man ja...

Sonntag, 4. Mai 2008

Ein Bild sagt mehr als taused Worte

"Ein Lächeln ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen“
(Victor Borge)

Die Fotos der Online-Prinzen sprechen dann oft Bände. Dabei meine ich gar nicht unbedingt das Aussehen selbst. Schließlich wie hat schon Torbergs Tante Jolesch so treffend bemerkt: „Alles was ein Mann schöner ist als ein Aff’ ist Luxus!“ Dennoch kann ein Bild durch ein Lächeln überzeugen und damit virtuell Brücken schlagen...

... oder aber durch seltsame Bildgestaltung abschrecken. Dabei ist die Absicht meist mehr als durchschaubar. Angeschnittene Fotos um den hohen Haaransatz zu kaschieren ist noch der harmloseste „Trick“. Gerne werden auch ausgesuchte „Accessoires“ eingesetzt um über etwaige Defizite hinwegzutäuschen und zielgruppengerecht zu punkten. Besonders beliebt sind dabei Kätzchen und Hunde, gerne aber auch Blumen und Luftballons oder Statussymbole Marke „Mein Haus“, „Mein Boot“ oder „Mein Auto“. Bildfüllende Lamborghinis (den er im schlimmsten Fall nicht mal korrekt aussprechen* kann) im Vordergrund um vom Unterdurchschnittstypen im Hintergrund abzulenken sind schon sehr plump. Ob solche Kandidaten damit „die Richtge“ anlocken ist mehr als fragwürdig aber ich wünsche ihnen an dieser Stelle jedenfalls viel Glück.

"Mr. Lamborghini" wollte sein Bild eh lange nicht freischalten und hatte dann auch Bedenken ich könnte ihn wegen seines Aussehens frühzeitig löschen. Das tat ich erst fünf Minuten nachdem ich sein Bild öffnete, als eine zweite Nachricht von ihm, allerdings nicht für mich sondern für „Helga“ eintraf… blöder Fehler!

Was jemand bezweckt der sich auf einem Treppenlift ablichten lässt und dieses Foto in seinem Online-Dating-Profil verwendet entzieht sich selbst meiner Phantasie und mein Recherchewille ging dann doch nicht soweit es herausfinden zu wollen…

Ähnliche „Tricks“ vermute ich bei der Selbstbeschreibung. Unter den meistgenannten Eigenschaften rangieren „hauslich“, „kinderlieb“ und „verständnisvoll“ in den Top5. Zugegeben ist das nur meine Theorie, denn um dies zu überprüfen müsste man eine längere empirische Untersuchung vornehmen und in einer repräsentativen Menge ist das wohl nicht möglich… und auch nicht mein Ehrgeiz ;-).

to be continued...

mein Profilfoto -
nicht freigeschalten...

[...] Überhaupt muss er Kubicki gleich mal korrigieren. Der möge doch bitte nicht "Lambordschini" zum "Lamborghini" sagen. Piëch: "Jeder, der sich einen Lamborghini kauft, kann den Namen aussprechen, wie er will. Wer sich ihn aber nicht leisten kann, soll es richtig sagen." [...] (Birgit Baumann, Braunschweig, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.01.2008)