Mittwoch, 23. April 2008

Unglaublich cool und super süß

Die selbstbewußte Selbstbeschreibung der Online-Werber und was dahinter steckt.

Es ist bestimmt nicht leicht das eigene Aussehen hinlänglich zu beschreiben. Ich habe mich so beschrieben: groß, blond, weiblich. Damit habe ich vielleicht nicht sehr viel ausgesagt aber zumindest weder übertrieben noch gelogen.

Erstaunlich finde ich aber doch das Selbstbewusstsein mancher Herren.

Der unglaublich coole, super Süße war in der Realität eher mysteriös bis fad. Vor dem ersten Treffen sandte er mir erstmal jede Menge Fotos von sich, in Fotografenqualität, worauf er schon sympathisch wirkte.
Nach persönlicher Betrachtung würde ich ihn so beschreiben: Stechender Blick, süffisantes Schmunzeln und merkwürdiges Outfit. Ich habe ihn gezählte 8 mal – wir haben einen Salsakurs gemeinsam besucht – in mausgrauen, „klimaregulierenden“ Multifunktionsshirts gesehen. Wobei er immerhin mehr als Eines, wenngleich lauter Idente davon zu besitzen scheint. Dabei dürfte er „Multifunktion“ wörtlich nehmen, denn er trug es nicht nur zur sportlichen oder tänzerischen Betätigung – Salsa ist ja tatsächlich ein schweißtreibendes Vergnügen – sondern auch im Alltag. So hat er sich zum Tanzkurs zwar umgezogen, davor und danach jedoch das Gleiche – nicht das Selbe! wie er mir jedenfalls versicherte – pflegeleichte Shirt an.
Seine künstlerische Ader wollte er damit beweisen, in dem er mir Zugang zu seinem Webalbum gewährte. Darauf befanden sich vornehmlich Fotos von seiner Wohnung – einschließlich WC! Mehr Einblick hat echt keiner gewährt – fragt sich nur: wer will das?
Ansonsten erklärte er mir gerne die Welt: wie schädlich weißer Reis ist, welche Tanzschuhe ich wo erstehen soll und wie oft ich Salsa üben muss (um ihm würdig zu sein – schließlich fühlte er sich sogar dem Tanzlehrer überlegen) und seine hobbypsychologischen Thesen über Frauen.
Am Ende unseres Tanzkurses hat er immerhin treffend bemerkt, dass das mit uns beiden nicht passt… und damit hatte er ausnahmsweise sowas von recht! Seine Handynummer hatte ich schon gelöscht bevor ich noch in mein Auto gestiegen bin.

Nach dieser zwar amüsanten aber entbehrlichen Erfahrung beschloss ich „Alain Delon mit grünen Augen“ für den Wasserscheue ein K.O.-Kriterium wäre, ebenso wie „Mr. Big“ gleich gar nicht zu treffen und „Robert Redford 30 Jahre jünger mit umwerfender Ausstrahlung“ habe ich nicht mal mehr geantwortet.

to be continued...