Samstag, 13. September 2014

Verschluckt


Meine Freundin M. ist Pharmareferentin beim Hersteller des sog. Austro-Viagra. Seit sie in ihrem 2m3 – Medizinschränkchen einen erklecklichen Vorrat an Ärztemustern hat, erfreut sie sich eines sprunghaft angewachsenen Freundeskreises.
Besonders gute Freunde bekommen tatsächlich mal ein Packerl und sie dafür im Gegenzug so manchen Erfahrungsbericht. So kam auch H. in den „Genuss“ des Viagra-Klons und wagte den Selbstversuch anlässlich eines Schäferstündchens. Dabei hätte der gute Mann, verlässlichen Quellen zu Folge, das Doping gar nicht notwendig gehabt. Sei´s drum, man(n) ist ja doch neugierig und wenn es neue Höhepunkte verspricht auch mutig!

Nun sind Männer ja dafür bekannt, dass sie nicht nach dem Weg fragen. Ähnliches scheint auch für Arzt und Apotheker zu gelten bzw. wird sogar der Beipackzettel links liegen gelassen, in der Hitze des Gefechts erstrecht. So wird die dreieckige weiße Kautablette eingeworfen und prompt geschluckt. Somit entgeht dem Probanden erstmal der Minzgeschmack. Macht nichts, hätte ohnehin nicht zum üppigen Dinner inkl. Champagner gepasst. Die Wirkung lässt auf sich warten. Erste Zweifel kommen auf. Vielleicht sollte man(n) doch einen Blick auf den Beipackzettel werfen?
Ups, da steht es doch sogar auf der Packung KAUtablette, ob das einen Unterschied macht? 



Sinnerfassend LESEN scheint doch noch schwerer zu sein, wenn das Blut schon im Untergeschoss brodelt. Dabei ist die Zielgruppe des Potenzmittels doch eigentlich jene, die ihre Durchblutung gar nicht mehr so fokussieren können. (Ob jene den Beipacktext tatsächlich verstehen und richtig interpretieren können ist eine andere Frage).

Dabei liest sich das Kleingedruckte durchaus mit einer gewissen Komik – unter uns „Teenagern“:

"... nicht an Dritte weitergeben." Eben – also nicht SEIN Fehler!
"Es wirkt, indem es bei sexueller Erregung die Blutgefäße in Ihrem Penis unterstützt. Dadurch kann Blut leichter in den Penis fließen. Sidenafil (=der Wirkstoff) wird Ihnen nur dann zu einer Errektion verhelfen, wenn Sie stimuliert werden. (..) Frauen sollen Sildenafil nicht einnehmen. (...)." 



Bei der Buchhaltung hilft es nicht
 – darauf hatte der Hersteller ausdrücklich – mit Augenzwinkern – die Pharmajünger hingewiesen. Soweit, so richtig gemacht. ER hat es eingenommen, SIE stimuliert fleißig und mit Erfolg. Der Vermerk, dass es nicht von Personen unter 18 Jahren eingenommen werden soll, schließt sich quasipubertär verhaltende Rammler in der Midlife Crisis nicht von der Verwendung aus, womit Falschanwendung nicht auszuschließen ist.

Gut Ding will vorbereitet sein 

Damit ist an dieser Stelle nicht das häufig vernachlässigte Vorspiel seitens der Herren der Schöpfung gemeint. Auch die Medikation sollte rechtzeitig – „eine Stunde vor dem beabsichtigten Geschlechtsverkehr“ und „kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden“. Allerdings, so wird darauf hingewiesen, kann eine reichhaltige Mahlzeit und/oder Alkoholgenuss die Wirkung verzögern oder herabsetzen. 
Doch H. ist potent und steht seinen Mann, soweit so gut!


Der Hinweis das  Medikament sei „nicht zur Anwendung BEI Frauen bestimmt“ verwirrt kurzfristig, tut aber nichts zur Sache als es zu selbiger geht.
Die tatsächliche Wirkung der verschluckten Kautablette ist dann aber doch erstaunlich: H. ereilt ein nachhaltiger Lachanfall, der alles Weitere unmöglich macht. Macht nichts, Lachen gilt ja als Orgasmus der Seele*! Wenngleich dies nicht die beabsichtigte Wirkung gewesen ist. 

* Dieter Chmelar

Quelle: Facebook

Montag, 12. Mai 2014